Selbstverantwortung und im Kontakt mit sich selbst

In der aktuellen Episode des Podcasts „Arbeitsphilosophen – Die Zukunft der Arbeit“ diskutiert Frank Eilers mit Frédéric Laloux über die Generierung von Bedürfnissen und das Handeln von globalen Konzernen. Es geht dabei aber nicht um eine Predigt von der Kanzel, sondern um das Appellieren an das Gewissen von jedem einzelnen. In vielen Diskussionen erlebe ich, dass die Abwertung der Meinung oder Einstellung „Der Anderen“ im Vordergrund steht. Der Wille eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten fehlt häufig. Um das zu erreichen, ist meiner Meinung nach ein in Kontakt sein mit sich selbst, seinen Werten, Wünschen und Bedürfnissen notwendig. Diese Fähigkeit fehlt aber regelmäßig und Menschen wurde zum Beispiel mit Werbung abtrainiert wie das geht. Das Gesellschaftssystem trägt damit zu seiner eigenen Erhaltung bei und Veränderungen werden dadurch erschwert.

Frédéric Laloux erörtert im Gespräch mit Frank Eilers warum unser bisheriges Wirtschaftssystem in der aktuellen Form nicht weiter existieren kann. Frédéric vermittelt das aber nicht als Moralapostel im Sinne von „Das macht man weil es gut ist“. Ihm geht es vielmehr um das Gewissen von jedem einzelnen.

Achtung Rutschgefahr

Er schlägt vor, dass sich jeder selbst hinterfragt und in seinem Innersten forscht, „habe ich eigentlich Lust da mitzumachen, oder nicht“, „mag ich mich eigentlich selber, bin ich stolz auf mich“. Also nicht mit dem Zeigefinger auf andere zeigen und „die anderen sind böse“ oder „das müssten wir machen“. Er glaubt, dass wir nur etwas verändern, wenn wir uns gegenseitig zum Reflektieren darüber einladen, „woran möchte ich selber teilhaben oder eben nicht teilhaben“.

Meditation als Weg zu sich

Ich finde genau um diese Haltung geht es, nämlich mit sich selbst anfangen, hinterfragen, was ist mir wichtig und dann dazu auch stehen. Um mit uns selbst, unseren Werten, Bedürfnissen und Wünschen in Kontakt zu kommen, hilft die tägliche Meditation. Wenn mehr Menschen mit sich in Kontakt wären, könnte viel aus der eigenen Unsicherheit heraus resultierendes mit dem Zeigefinger auf andere zeigen und die Abwertung von anderen vermieden werden.

Von Innen nach Außen

Wir sitzen alle zusammen im gleichen Boot und nur gemeinsam können wir den Herausforderungen unserer Zeit begegnen. Stephen R. Covey hat schon im Jahr 1989 in seinem Buch „Die 7 Wege“ den Grundsatz zu Glück und Erfolg geprägt, „Von Innen nach Außen„. Wir kommen auf diese Welt als von anderen abhängige Lebewesen, wir streben dann in unserer Pubertät und Jugend Unabhängigkeit an und erkennen im Laufe unseres weiteren Lebens hoffentlich die wechselseitige Abhängigkeit (Interdependence). So funktioniert die Welt. Zu dieser Einsicht sollten wir meiner Meinung nach kommen.

Fokus auf den Atem führt zu ruhigem Geist

Atem-Entspannung

Der Atem versorgt unseren Körper mit Sauerstoff und ist so eine Quelle unserer Lebensenergie. Er kann aber auch ein Anker für Ruhe sein und körperliche und geistige Blockaden lösen. Bewusstes Atmen kann Schlafproblemen, Erschöpfung und Konzentrationsschwäche entgegenwirken.

Luft ist Lebensenergie

Was wäre, wenn wir uns mit Hilfe des überall verfügbaren Atems im Alltag körperlich und geistig entspannen können? Das ist mit einem kurzen regelmäßigen Atemritual möglich.

Atemritual

Die Aufmerksamkeit auf den Atem lenken und tief in den Bauch atmen. Manchmal hilft es schon, einmal tief durchzuatmen und mit der Ausatmung bewusst alle Anspannungen loszulassen. Manchmal sind mehrere Atemzüge notwendig. Diese Übung ist praktisch überall und immer einsetzbar.

Kurze zusätzliche Übungen

Tiefe Bauchatmung: Die Hände auf den Unterbauch legen und auf den Atemrhythmus konzentrieren. Wahrnehmen, wie sich die Bauchdecke beim Einatmen weitet und beim Ausatmen wieder senkt.

Rückenatmung: Den Oberkörper nach vorne beugen und die Ellenbogen auf den Knien ablegen. Rücken und Nacken können sich dadurch entspannen. Den Atem fließen lassen und wahrnehmen wie der Rücken atmet.

Schnuppern: Die Luft wie ein Hund in kurzen Intervallen durch die Nase einatmen. Luft dann langsam ausatmen. Die Bewegung des Zwerchfells kann bei dieser Übung durch eine Hand unterhalb des Burstkorbes wahrgenommen werden.

Atembewegung: Die Bewegung des Zwerchfells mit den Händen im Atemrhythmus begleiten. Beim Einatmen die Hände vor dem Bauch mit den Handflächen zum Boden gerichtet nach unten bewegen und mit dem Ausatmen die Hände drehen und mit den Handflächen nach oben gerichtet hoch bewegen. Die Bewegung im Atemrhythmus wiederholen und mit der Aufmerksamkeit beim Atem sein.

Das Atmen beeinflusst unsere kognitiven Fähigkeiten

Laut neuesten Forschungsergebnissen synchronisiert sich die neuronale Aktivität in der Großhirnrinde mit dem Rhythmus der Nasenatmung. Das könnte die Ursache für die außergewöhnlichen Erfahrungen von Meditierenden sein, die sich bewusst auf jeden Atemzug konzentrieren. In Experimenten wurde nachgewiesen, dass sich zum Beispiel während des Einatmens das räumliche Vorstellungsvermögen und die Merkfähigkeit verbessern. Vermutlich strukturiert der Atem-Rhythmus die Gedächtnisprozesse.

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Beginnt man zu meditieren, empfehle ich (und viele andere Lehrende auch), die Konzentration auf die Atmung zu lenken. Zum Beispiel kann man die Atemzüge zählen. Sobald man sich in Gedanken verliert oder bei 10 angekommen ist, fängt man wieder von vorne an zu zählen. Das klingt zwar einfach, aber häufig schafft man keine 10 Atemzüge mit der Aufmerksamkeit bei dem Atem zu bleiben oder man ertappt sich, wie man weiter als 10 gezählt hat. Bei Meditierenden die mit Ihrer Aufmerksamkeit beim Atem bleiben, entsteht schnell eine Synchronisation im Gamma-Rhythmus. Diese höherfrequenten neuronalen Rhythmen werden insbesondere mit höheren kognitiven Prozessen, wie der Merkfähigkeit, in Verbindung gebracht.

Der französische Apnoetaucher Guillaume Néry hat im Interview mit der Zeitschrift „Gehirn & Geist“ die Behauptung aufgestellt: „Besser atmen zu lernen bedeutet, besser leben zu lernen.“ Außerdem hat er fünf Übungen empfohlen, die ihm helfen, wenn er angespannt ist (z.B. bei Lampenfieber vor Pressekonferenzen oder Fernsehsendungen)

  1. Atemmeditation: Setzen Sie sich bequem und würdevoll hin und schließen Sie, wenn das jetzt möglich ist, die Augen. Beobachten Sie den Atem, ohne ihn zu verändern. Nehmen Sie die Empfindungen an den Nasenflügel, Brust und Bauch wahr, wen der Atem in den Körper einströmt. Und wenn Sie bemerken, dass Ihre Aufmerksamkeit abschweift, dann nehmen Sie dies gelassen zur Kenntnis und richten Ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Atem.
  2. Bauchatmung: Versuchen Sie, Ihren Bauch so weit wie möglich beim Einatmen nach vorne zu drücken. Beim Ausatmen leeren Sie zuerst Ihren Bauch und dann Ihre Brust. Am Anfang kann die Übung im Liegen mit einer Hand auf dem Bauch geübt werden.
  3. Den Atem entschleunigen: Halten Sie zwischen den Atemzügen inne, versuchen Sie bewusst Ihren Atem zu verlangsamen, vielleicht von den üblichen zwölf Zügen pro Minute auf sechs zu halbieren.
  4. Wechselatmung: Atmen Sie langsam durch ein Nasenloch ein und aus, während Sie das andere mit einem Finger zuhalten. Danach wechseln Sie und Atmen durch das andere Nasenloch. Die Übung stammt aus dem Yoga und hilft nachweislich bei Lampenfieber, akutem Stress und Angst.
  5. Beruhigende Gedanken: Sagen Sie sich selbst bei jedem Atemzug einen hilfreichen Satz, z.B. „Ich atme ruhig ein“. Beim Ausatmen können Sie Anspannungen loslassen und sich z.B. sagen „Ich lasse gehen“.

Grundsätzlich ist hilfreich sich im Alltag immer wieder seines Atems bewusst zu sein. Diese Bewusstheit kann man z.B. beim Meditieren oder beim Yoga lernen.

Bedeutung von Mitarbeitergesprächen

Die Bedeutung von häufigem, präzisem und unvoreingenommenen Feedback durch den Vorgesetzten wird bei Führungspersonal häufig unterschätzt. Mitarbeitergespräche erhalten häufig nicht die Wertigkeit die sie benötigen und werden regelmäßig mit „zwischenrein“ oder „wir können doch auch telefonieren“ abgetan. Laut einer Studie der Management-Plattform „Reflektive“ sind für 85 % der Angestellten in den USA unfaire Mitarbeitergespräche ein Kündigungsgrund. Die Ergebnisse wurden im Juli diesen Jahres veröffentlicht und sind meiner Erfahrung nach auf den deutschen Arbeitsmarkt übertragbar.

Lohnerhöhungen und Boni sind wichtig für die Mitarbeiterbindung – sind aber nur ein Teil der Wahrheit

Für die Mehrheit der Beschäftigten (58%) ist das Gehalt der wichtigste Faktor bei der Wahl eines Arbeitgebers. Der gleiche Anteil sieht Zusatzleistungen und Urlaubstage ganz oben auf den Must-Have-Liste von potentiellen Arbeitgebern. Die beiden folgenden Kriterien – die von mehr als der Hälfte der Befragten gewählt wurden – sind jedoch Wachstumspotenzial und Sinn bei der Arbeit.

Mitarbeiter wollen Bestätigung und Richtung

Ein regelmäßiger und häufiger Austausch ermöglicht es Arbeitgebern, die Ziele und Motivation der Mitarbeiter besser zu verstehen und diese für die Motivation und Produktivität zu nutzen. Vorgesetzten können ihren Mitarbeiter einen Einblick geben, wie sie die Ergebnisse bewerten, wo sie stehen und wo sie weiteres Wachstum sehen.

Die große Mehrheit der Befragten (92%) will öfter Mitarbeitergespräche führen als nur einmal im Jahr. Fast die Hälfte (49%) wünscht sich ein wöchentliches formales Feedback und fast dreiviertel (72%) wollen mindestens einmal im Monat von ihrem Vorgesetzten bewertet werden.

Die Gründe dafür sind:

  • für 64% geben Bewertungen hilfreiches Feedback
  • für 45% bieten Mitarbeitergespräche Gelegenheit für persönlichen Austausch mit dem Vorgesetzten
  • für 41% schaffen sie Klarheit bezüglich weiterer Fördermöglichkeiten

Leistungsbewertungen können eine Win-Win-Situation sein – oder sie können furchtbar schief gehen

Interessant für Führungskräfte dürften die Auswirkungen von unpräzisen und lieblos geführten Mitarbeitergesprächen sein. Mehr als die Hälfte der Befragten (51%) können sich eine „spektakuläre“ Aktion für die Verabschiedung aus dem Job vorstellen. Sie wären bereit dadurch den Arbeitgeber zu schaden.

  • 78% können sich ein Kündigungsvideo in den sozialen Medien vorstellen
  • 18% würden über das Unternehmen, Vorgesetzte oder Kollegen schlecht reden
  • 12 % könnten sich vorstellen Firmengeheimnisse preis zu geben

Regelmäßige und ganzheitlich geführte Mitarbeitergespräche führen zur Zufriedenheit auf beiden Seiten und zu einer realistischen und präzisen Einschätzung der Situation. Dazu ist natürlich ein in Kontakt-Sein mit der Situation und dem Mitarbeiter Seitens der Führungskraft notwendig. Dieses In-Kontakt-Sein sollte daher Teil des Führungskräftetrainings sein.

Schrittweise Einführung von Selbstführung

Anstatt klassischer Mitarbeitergespräche könnten Unternehmen zur schrittweise Selbstführung übergehen. Das bedeutet nicht, dass es keine Strukturen mehr gibt und alles informell und chaotisch abläuft. Es geht nicht darum, dass durch die Abschaffung von Vorgesetzten jeder und jede machen kann, was er oder sie will. Die Mitarbeiter arbeiten in definierten Rollen und es gibt Prozesse, um Entscheidungen zu treffen, mit Konflikten umzugehen usw.. Dazu muss allerdings ein System verteilter Autorität wachsen, wozu alle bestehenden Managementpraktiken und -Strukturen erneuert werden müssen. Das benötigt Zeit, daher empfehle ich mit ehrlichen und authentischen Mitarbeitergesprächen zu beginnen, dann entsteht vieles Weitere fast automatisch.

Stress – die Verantwortung nicht auf die Mitarbeitenden abwälzen

Viele Unternehmen haben Trainings für ein besseres Stressmanagement für die Mitarbeiter aufgesetzt, da die Stressbelastung immer mehr zunimmt und effektiver Umgang mit Stress ist zu einem wichtigen Erfolgsfaktor für Produktivität, Mitarbeiterbindung und Unternehmenserfolg geworden.

Stressmanagement ist häufig beim Gesundheitsmanagement angesiedelt und fokussiert die Verbesserung der individuellen Stresskompetenz des Einzelnen. Dadurch besteht die Gefahr, dass die Organisationen die Verantwortung auf die Mitarbeitenden abwälzen und die Möglichkeiten auf organisatorischen Ebene vernachlässigen, bzw. ignorieren. Stressmanagement ist aber auch ein Thema das auf struktureller Ebene adressiert werden sollte, mögliche Bereiche sind Führung, Entscheidungsfindungen, Arbeitsmittel, Arbeitsorganisation, etc.. Für mich ist die „Organisationale Achtsamkeit“ daher eine wichtige Säule des Stressmanagements auf struktureller Ebene. Dazu habe ich mir ein paar Gedanken gemacht und freue mich über Feedback dazu.

Betriebliches Gesundheitsmanagement

Wenn ich mit Ansprechpartner in Unternehmen im Kontakt bin, kommen wir häufig auch auf das Thema Stressmanagement zu sprechen. Achtsamkeit ist ja auch eine Möglichkeit weitere Stressbewältigungskompetenzen aufzubauen. Viele Firmen haben auch schon Programme zu dem Thema für Mitarbeitende implementiert. Es freut mich sehr, dass die Entstehung und die Auswirkungen von Stress in Organisationen aktiv adressiert werden. Der effektive Umgang mit Stress ist zu einem wichtigen Erfolgsfaktor für Produktivität, Mitarbeiterbindung und Unternehmenserfolg im Allgemeinen geworden.

Häufig fokussieren diese Programme allerdings die individuelle Stresskompetenz, das heißt, wie gehen die Mitarbeitenden mit Stress um, wo liegen die persönlichen Anteile und wie können sie die Auswirkungen positiv beeinflussen. Das Stressmanagement ist daher häufig beim Gesundheitsmanagement in Unternehmen angesiedelt. Darin liegt aber eine Gefahr, die Verantwortung für den Umgang mit dem Stress an die Mitarbeitenden zu delegieren. Neben der individuellen Stresskompetenz, wird auch ein strukturelles und auf organisatorischen Ebene etabliertes Stressmanagement benötigt. Eine wichtige Säule für die Implementierung ist aus meiner Sicht die „Organisationale Achtsamkeit„.

Beispiel: Digitaler Stress

2018 wurde eine der ersten repräsentativen Umfragen zu digitalem Stress in Unternehmen vorgelegt. Dazu wurden durch eine Frauenhofer Projektgruppe für Wirtschaftsinformatik über zweieinhalbtausend Beschäftigte befragt. Folgende Punkte wurden unter anderem abgefragt. Was genau ruft an ihrem Arbeitsplatz den Stress hervor? Mit welchen digitalen Technologien haben es die Beschäftigten zu tun? Wie kompetent fühlen sie sich im Umgang mit ihnen? Die Digitalisierung scheint den Stresspegel bei vielen Arbeitnehmern zu erhöhen – und je höher er ist, desto häufiger berichteten die Befragten auch von Gesundheitsbeschwerden.

Ein überraschendes Ergebnis war, dass digitaler Stress nicht durch die Nutzung digitaler Technologien per se, also z.B. durch die ständigen Unterbrechungen oder die permanente Erreichbarkeit über Smartphones und Laptops entsteht. Vielmehr tritt er dort auf, wo der Digitalisierungsgrad des Arbeitsplatzes nicht zu den Kompetenzen der Arbeitnehmer passt.

Gründe für diese Diskrepanz sind häufig Managemententscheidungen, schlechte Arbeitsorganisation und Führungsfehler. Auch der Stress, der bei der Umstellung von IT-Systemen und Software entsteht, ist oft führungsgemacht, bzw. in den Einführungsprojekten wird der Aspekt der Vermittlung von Kompetenz an die späteren Benutzer mit nur einer geringen Priorität berücksichtigt.

In der Praxis dauern Einführungsprozesse länger, die Ressourcen für Einführungsprozesse werden nicht bereitgestellt, meistens müssen die Leute Systemumstellungen während der Arbeit bewältigen, haben keine Freistellung von ihren anderen Aufgaben dafür. Die Probleme werden oft nicht gesehen und die Projektlaufzeiten werden unterschätzt.

Aber nicht nur die Art wie neue Systeme eingeführt werden belastet Mitarbeitende, mancherorts ufern auch die Dokumentationspflichten aus, weil die Verwaltung entscheidet, dass alles erfasst werden muss. Oder es herrscht ein Klima der Schuldzuweisungen, weshalb sich alle alles lieber schriftlich geben lassen und noch dazu möglichst viele in Kopie setzen.

Vermutlich lassen sich die Erkenntnisse zum digitalen Stress auch auf weitere Bereiche in Unternehmen, in den Stress entsteht, ausweiten. Weitere Bereiche sind vor allem das soziale Miteinander auf den unterschiedlichen Ebenen und Transparenz bei Entscheidungen.

Organisationale Achtsamkeit

Es ist also viel grundlegendere Überlegung über die Qualität der Arbeit notwendig, Stress darf nicht zum persönlichen Problem werden.

Eine Darstellung nach individuellen, kollektiven und inneren, äußeren Wirkungsräumen der Achtsamkeit kann durch das integrale Model der Organisation erfolgen. Dabei sind diese Bereiche alle miteinander verzahnt und beeinflussen sich gegenseitig. Die Organisationskultur und die Führung finden sich im dritten Quadranten wider und die organisationale
Achtsamkeit im vierten Quadranten.

4 Quadranten des integralen Modells: Organisationale Achtsamkeit

Es ist also auch ein Kulturwandel notwendig, der mit Änderungen in Strukturen und Arbeitsabläufen einher gehen kann oder sogar muss. Unter der „Organisationalen Achtsamkeit“ verstehe ich, in wieweit Unternehmen in der Lage sind konkrete lösungsorientierte Handlungen aus internen Beobachtungen und Reflexionen abzuleiten und diese auch umzusetzen. Dabei liegt ein Fokus auf dem Ausgleich von Stabilität und Flexibilität, insbesondere vor dem Hintergrund von kontinuierlichen Veränderungsprozessen. Dadurch kann der Stress bei Mitarbeitenden auf ein erträgliches Maß reduziert werden und Möglichkeiten zur Regeneration geschaffen werden.

Ganz nebenbei erhöht dies noch die Entwicklungsfähigkeit von Unternehmen in dynamischen und unsicheren Umwelten.

Thomas Bormuth

Stärkung individueller Stresskompetenz trotzdem nicht vernachlässigen

Mir ist aber auch wichtig, dass die Förderung der individuellen Stresskompetenz ebenfalls weiter fortgeführt wird. Die „Organisationale Achtsamkeit“ ist nämlich sowohl auf Achtsamkeit auf der Individualebene als auch auf die Ebene der Organisation angewiesen.

Ich weiß zwar nicht, was Du sagen wirst, aber ich weiß, dass es bedeutsam sein wird

Meiner Meinung nach wird die Kompetenz des Zuhörens völlig unterschätzt, obwohl sie, insbesondere in unserer Zeit und angesichts der drängenden gesellschaftlichen Herausforderungen, sehr hilfreich sein könnte. Denn durch Zuhören ist es möglich Antworten auf drängende Fragen zu finden.

In „SWR2 Wissen – Zuhören – Eine vergessene Kunst?“ werden verschiedene Gesichtspunkte und Perspektiven zum Zuhören beleuchtet. Der Podcast ist zwar schon aus dem Jahr 2017, hat aber von seiner Aktualität nichts verloren. Es ist ein hilfreicher und motivierender Podcast für alle, die sich vorgenommen haben anderen besser zuzuhören (oder es sich noch vornehmen wollen).

Stress, Hektik und die digitalen Medien verhindern häufig, dass wir einander wirklich zuhören. In unserer heutigen Zeit scheint dafür die Zeit zu fehlen. Doch aktives Zuhören kann heilsam sein – für beide Seiten. Nicht nur in der Beratung ist Zuhören eine wichtige Fähigkeit, auch für Führungskräfte ist richtiges Zuhören eine notwendige Kompetenz. Es ist erstaunlich, wie Dinge die unlösbar erscheinen, lösbar werden, wenn jemand zuhört; wie sich Verwirrungen, die unentwirrbar scheinen, in relativ glatt fließende Ströme verwandeln, wenn man gehört wird. Vor diesem Hintergrund, kann der Podcast auch für Führungskräfte eine Quelle hilfreicher Informationen sein.

Wer mit sich selber nicht ruhig und aufmerksam sein kann, der kann sich auch anderen Menschen nicht wirklich zuwenden. Das klingt für mich nach achtsamem Zuhören, nach achtsamer Kommunikation.

Selbstwahrnehmung

Eine gute Selbstwahrnehmung kann schon in der Jugend vor Depressionen schützen. Zu diesem Ergebnis kam eine neue Studie von der University of Rochester. Dort wurde untersucht, ob die fehlende Fähigkeit unangenehme Emotionen nach stressigen Lebensereignissen differenziert wahrzunehmen und auszudrücken die psychische Gesundheit von Teenagern beeinträchtigt. Dabei wurde herausgefunden, dass es für die psychische Gesundheit unterstützend ist, wenn man in der Lage ist unerfreuliche Emotionen differenziert zu beschreiben – insbesondere wenn es um die Vermeidung von depressiven Symptomen geht.

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„Jugendliche, die ihre negativen Gefühle präzise und nuanciert beschreiben können, wie“ Ich fühle mich verärgert“ oder „Ich fühle mich frustriert“ oder „Ich schäme mich„- anstatt einfach „Ich fühle mich schlecht“ zu sagen – sind besser vor der Entwicklung von depressiven Symptomen geschützt. Dies gilt insbesondere nachdem sie eine Krankheit oder ein stressiges Lebensereignis durchlebt hatten“, sagt die Leitautorin der Studie Lisa Starr, Assistenzprofessorin für Psychologie.

Jugendliche die negative Emotionen sprachlich weniger differenzieren können, beschreiben diese mit größerer Wahrscheinlichkeit mit weniger spezifischen Begriffen wie „schlecht“ oder „verärgert“. Solche Teenager können weniger gut aus ihren Erfahrungen lernen und auch weniger gute Strategien für den Umgang mit negativen Emotionen und belastenden Erlebnissen entwickeln.

Emotionen vermitteln uns eine Menge an Aspekten über uns selbst

„Emotionen vermitteln uns eine Menge an Aspekten über uns selbst“, sagt Star. Sie vermitteln Informationen über die Stimmung, den Grad der Erregung, die Bedeutung einer Situation und eine Einschätzung der Bedrohlichkeit für eine Person. Menschen müssen alle diese Informationen integrieren, um herauszufinden – „fühle ich mich gereizt“ oder „fühle ich mich wütend, verlegen oder welche andere Emotion ist präsent?

Während der Studie stellten Starr und ihr Team fest, dass eine geringe Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung die Korrelation zwischen Depression und stressigen Ereignissen im Leben verstärken kann.

Für die Untersuchung unterzog Starr und ihr Team 233 Jugendliche diagnostischen Interviews. Sie waren durchschnittlich 16 Jahre alt und etwas mehr als die Hälfte davon weiblich. Danach berichteten die Teilnehmer dann viermal täglich eine Woche lang über ihre Gefühle.

Fähigkeit auch unangenehme Gefühle anzunehmen benötigt

Das Forschungsteam hat dann nach anderthalb Jahre erneut Interviews mit 193 Teilnehmern geführt. Dabei stellten sie fest, dass Jugendliche, die Schwierigkeiten hatten negative Emotionen zu differenzieren, nach einem stressigen Lebensereignis eher mit Depressionssymptomen zu kämpfen hatten. Aber diejenigen die dazu besser in der Lage waren, konnten die Wahrscheinlichkeit einer Depressionsdiagnose verringern. Laut Starr beginnt die Veränderung der Art und Weise, wie man sich fühlt, mit der Fähigkeit, diese Gefühle anzuerkennen.

„Grundsätzlich muss man wissen, wie man sich fühlt, um verändern zu können, wie man sich fühlt“, sagt Starr. „Ich glaube, dass unsere Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung und zur Differenzierung der Gefühle erlernbar ist.“ „Unsere Daten deuten darauf hin, dass sich Menschen, wenn Sie in der Lage sind, Gefühle differenziert zu beschreiben, vor stressigen Erfahrungen und dem negativen Effekten von Stress schützen können“, fügt sie hinzu.

Ein kürzlich durchgeführtes Experiment mit mehr als 1000 Versuchspersonen, zeigt, dass eine schwache Selbstwahrnehmung auch bei Erwachsenen ein Hinweis auf psychische Probleme sein kann. Die Entwicklung von psychischem und körperlichen Wohlbefinden ist beeinträchtigt, wenn das subjektive Stresserleben nicht mit den objektiven Stressindikatoren übereinstimmt.

Achtsamkeit zum Training der Selbstwahrnehmung

Mit dem Training von Achtsamkeit, zum Beispiel durch die Teilnahme an einem MBSR (mindfulness-based stress reduction) Kurs, kann die Selbstwahrnehmung geschult und dadurch möglicherweise das psychische Wohlbefinden verbessert werden. Wir tendieren häufig dazu negative Gefühle verdrängen zu wollen, aber gerade durch das Anerkennen und die Fähigkeit diese Gefühle differenziert beschreiben zu können, können depressive Symptome vermiden und reduziert werden.

Eine geführte Gehmeditation, um den Tag zu genießen

In dieser 15-minütigen geführten Gehmeditation (Download hier) wird Achtsamkeit bei jedem einzelnen Schritt praktiziert. Bei ihr geht es darum, langsam zu gehen und bei jedem einzelnen Schritt gegenwärtig zu sein. Die Gehmeditation ist eine Einladung, Bewusstheit in etwas zu bringen, was wir im Alltag meist automatisch tun.

Beim Meditieren im Gehen geht es nicht darum, sich zu Fuß irgendwohin hinzubewegen. Stattdessen bist Du bei jedem Schritt ganz da, wo Du tatsächlich bist. Du versuchst nicht, irgendwohin zu gelangen, auch nicht zum nächsten Schritt.

Es gibt kein Ankommen außer dem ständigen Ankommen im gegenwärtigen Moment.

Beim Gehen haben wir die Möglichkeit, anders in unserem Körper zu sein als beim Sitzen oder Liegen. Wir können unsere Aufmerksamkeit auf unsere Füße lenken und bei jedem Schritt den Kontakt des Fußes mit dem Boden und Untergrund spüren. Gehen ist ein kontrolliertes Nach-Vorne-Fallen, ein Bewegungsablauf den wir lange lernen mussten und den wir nun für selbstverständlich halten. Häufig haben wir vergessen, wie wunderbar und beeindruckend der Prozess des Gehens sein kann. Wenn also die Aufmerksamkeit abschweift, wie es auch bei der Meditation im Gehen der Fall sein wird, nehmen wir zur Kenntnis, wohin sie gegangen ist, was sich gegenwärtig in unserem Geist befindet, und geleiten sie dann sanft zurück zu diesem Moment, diesem Atemzug und diesem Schritt.

Entfernung und Dauer: Wie weit und wie lange sollte ich gehen?

Da Du nirgendwo hingehst, ist es am besten, die Möglichkeiten für Ablenkungen soweit wie möglich zu minimieren. Suche also einen Ort an dem Du ungestört bist. Es geht auch nicht darum die Umgebung zu betrachten oder zu bestaunen, halte den Blick weich und am besten vor Dich auf den Boden gerichtet. Du musst nicht auf Deine Füße schauen, wir wissen instinktiv wo sie sich befinden. Lenke das Bewusstsein auf die Wahrnehmungen und das Spüren in den Füßen, Beinen und im ganzen Körper. Gehe etwa zehn bis fünfzehn Schritte in eine Richtung. Bleibe dann so lange stehen, wie Du magst und spüre Deinen Atem. Drehe Dich nach dem Innehalten achtsam um und gehe den Weg zurück. Halte wieder inne, drehe Dich dann achtsam um und gehe in die andere Richtung. Selbstverständlich kannst Du auch im Kreis gehen und jederzeit stehenbleiben und innehalten und wieder weiter gehen, Schritt für Schritt.

Geschwindigkeit: Wie schnell sollte ich gehen?

Die Geh-Meditation kann mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten ausgeübt werden, und das gibt ihr eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Anwendung im täglichen Leben. Tatsächlich können wir leicht vom achtsamen Gehen zum achtsamen Laufen übergehen, eine wunderbare Übung für sich. Dort verlassen wir natürlich die eigentliche Übung der Gehmeditation, können dies aber vielleicht für längere und schnellere Spaziergänge tun. Wenn wir jedoch formelles, achtsames Gehen in Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) einführen, geschieht dies äußerst langsam, um unseren Impuls zur schnellen Bewegung wahrzunehmen und unsere Vertrautheit mit den sensorischen Erfahrungen des Gehens in den beteiligten Körperteile zu verfeinern. Langsamkeit ermöglicht die Verbundenheit mit dem Gehen und mit dem Atem, außerdem ergibt sich besser die Möglichkeit der Wahrnehmung was in unserem Geist vor sich geht.

Achtsame Organisationen, kein Hippitrip

In der letzten Ausgabe (02_2019) der Zeitschrift moment by moment erläutert Erick Rinner im Interview mit Norbert Claasen, was seiner Meinung nach die wichtigste menschliche Ressource ist, die in den meisten Unternehmen ungenutzt bliebe und welche Verbesserungen auf persönlicher und auf Firmenebene durch das Erlernen von Achtsamkeit möglich seien.

Erick Rinner

Erick, ein Luxemburger der in Lausanne lebt, verfügt über 29 Jahre Erfahrung in den Bereichen Private Equity und Corporate Governance. Er ist geschäftsführender Gesellschafter seiner eigenen Investmentfirma Milestone Investisseurs und Vorstandsmitglied sowie Senior Trainer bei Potential Project, einem globalen Trainingsunternehmen für unternehmensbasierte Achtsamkeitsprogramme. Zu den Kernkompetenzen von Erick gehören die Initiierung von Veränderungen auf Vorstandsebene, Verhandlungen und die Beratung von Managementteams in Bezug auf Wertschöpfung und Führung. Er ist Vorstandsmitglied von Privatunternehmen und Trusts in Luxemburg, London, Dänemark und der Schweiz. Außerdem sitzt er im Vorstand von Mind & Life Europe, in der vom Dalai Lama gegründeten Organisation zur Förderung des Dialogs zwischen Wissenschaft und Buddhismus.

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Aufmerksamkeit von Mitarbeiter bleibt ungenutzt

Ericks Meinung nach geht den Unternehmen die Aufmerksamkeit ihrer Mitarbeiter, eine gesteigerte Form der Bewusstheit, verloren. Verschiedene Forschungen würden zeigen, dass Menschen 47 Prozent ihrer Zeit nicht bei der Sache sind. Während wir zum Beispiel diesen Blog-Beitrag lesen wird der Geist vermutlich immer wieder von anderen Gedanken, die durch den Inhalt oder einzelne Worte getriggert werden, abgelenkt. Wir glauben zwar, dass wir die ganze Zeit präsent wären, aber das seien wir nicht oder nur selten. Tatsächlich würde eine Menge unserer Zeit nicht aufmerksam und achtsam für unsere Aufgaben genutzt.

Erick hat die Erfahrung gemacht, dass in Firmen in denen er beratend tätig ist, ein niedriger Aufmerksamkeitsgrad herrsche und dieser würde zu mangelnder Leistung, zu Stress, zu Furcht und zu geringer Resilienz führen. Und die Ursache dafür wäre darin begründet, weil die Leute nicht im Augenblick bleiben könnten. Die Fähigkeit jeden Moment im Hier und Jetzt sein zu können, wäre eine Schlüssel-Fähigkeit zum Erfolg und müsse daher von Führungskräften trainiert werden. Er habe die Erfahrung gemacht, dass es bei täglichem Üben auch funktioniert, der Grund liege in der Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns.

Nutzen von Achtsamkeit in Organisationen

Auf die Frage nach den konkreten Veränderungen durch eine tägliche Achtsamkeits-Praxis, erläutert Erick, dass es seiner Erfahrung nach vielerlei Verbesserungen sowohl auf individueller als auch auf organisatorischen Ebene gäbe. Im persönlichen Bereich entwickelten die Leute, ganz gleich auf welcher Ebene sie tätig wären, die Fähigkeit aufmerksamer zu sein und ihre Umgebung mit etwas mehr Abstand zu sehen. Er vergleicht es mit dem anfänglichen Autofahren mit der Nase an der Windschutzscheibe und dem späteren entspannten Sitzen und Zurücklehnen beim Fahren. So würden die Mitarbeiter auch ruhiger, wären mehr bei der Sache und würden eine neue Selbstsicherheit für die Dinge entwickeln. Gerade die Fähigkeit von Führungskräften im Moment zu sein, wirke sich auf das ganze Team aus, weil sie mit größerer Bewusstheit wahrnehmen können was im Team geschieht und welche Bedürfnisse einzelne Teammitglieder haben. Die Teamarbeit insgesamt würde verbessert, weil sich alle Mitglieder ihrer Bedürfnisse bewusster wären. Die Leute wären dadurch motivierter, würden seltener fehlen und hätten bessere Laune. Dadurch wäre die Firmenatmosphäre auch besser und könnte sogar von außen von möglichen neuen Talenten wahrgenommen werden, so, dass auch hier ein Vorteil für das Unternehmen am Arbeitsmarkt entstünde.

Weg zur Achtsamkeit

Der Weg dahin ist nach Ericks Meinung allen Mitarbeitern Achtsamkeitstrainings als ein offenes Angebot zu unterbreiten. Er würde mit einer 90-minütigen Einführung starten, in der er den neurowissenschaftlichen Hintergrund erläutert und klar macht, dass es sich nicht um einen Hippitrip handele. Vielmehr sei es eine solide Sache, deren positive Wirkung anhand verschiedenster Untersuchungen bewiesen sei. Im nächsten Schritt ginge es darum die Mitarbeiter in die Praxis einzuführen und ihnen Lust auf mehr zu machen. Dies geschehe meist automatisch, weil sie sich entspannter fühlen würden. Es ginge also darum, Achtsamkeit zu einem ganz normalen Teil ihres Arbeitsalltags zu machen, ganz ohne Druck auf freiwilliger Ebene.

Auch wir vom Zentrum für Achtsamkeit und Mitgefühl in Heppenheim haben ähnliche Erfahrungen gemacht und gehen ähnlich bei der Einführung von Achtsamkeit in Organisationen vor. Implementierungsbeispiele können hier zur Anregung heruntergeladen werden.

DAK Gesundheitsreport 2019 und die organisationale Achtsamkeit

Der DAK Gesundheitsreport 2019 wurde vor kurzem veröffentlicht und laut dem Report ist der Krankenstand nach einem Anstieg im Vorjahr abermals um 0,1 Prozentpunkte gestiegen. Der Krankenstand im Jahr 2018 lag bei 4,2 Prozent (2017: 4,1 Prozent). Da Sucht und Abhängigkeit für den Bereich der Arbeit immer bedeutsamer für die Arbeitswelt werden, sind sie erstmals Schwerpunktthema des DAK-Gesundheitsreports. Die DAK sieht gravierende Folgen da Millionen Erwerbstätige Probleme durch Alkohol und Computerspiele haben.

Psychische Erkrankungen insgesamt lagen mit einem Anteil von rund 15,2 Prozent an dritter Stelle hinter Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Atmungssystems. Erstmals seit 2006 ist die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen zwar zurückgegangen, allerdings blieb die Zahl der Krankschreibungsfälle konstant bei 7,0 Fällen je 100 Versichertenjahre. Daher sollten laut DAK Einschätzung, Maßnahmen der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung weiter den Fokus u. a. auf den Abbau von psychosozialen Belastungen wie chronischem Zeitdruck, Arbeitsunterbrechungen, Überforderung etc. legen. Als ein betrieblicher Einflussfaktor dafür könnte die Vermeidung von Arbeitsverdichtung und die damit sinkende Stressbelastung angesehen werden.

Auch wenn „Organisationale Achtsamkeit“ nicht explizit im Report genannt wird, könnte ihre Etablierung unterstützend für die Erhaltung von Gesundheit am Arbeitsplatz wirken. Was aber ist „Organisationale Achtsamkeit“?

Achtsamkeitspraxis wirkt nicht nur auf der individuellen Ebene (Personalentwicklung), sondern auch auf der Ebene der Organisationsentwicklung. Dies wurde hier schon zum Thema Projektmanagement des Öfteren beschrieben. Zur Erläuterung des Begriffs wird die Definition von Claudia Härtl-Kasulke verwendet. Sie kombiniert systemische Aspekte und Begrifflichkeiten aus der Achtsamkeitsforschung.

Achtsame Organisation: Die Organisation, begreift und erfährt sich als lebendiger Organismus. Sie bringt den Willen und die Fähigkeit hervor, sich dem Erleben der inneren und äußeren Umstände zuzuwenden. Dieses Zuwenden in einer Haltung des Wohlwollens, der Neugierde und des Unterscheidungsvermögens entsteht durch die präzise Wahrnehmung auf der geistigen, emotionalen und physischen Ebene.

„Mit Wertschätzung Wert schöpfen“, Härtl-Kasulke, Belz Verlag 2017

Organisationale Achtsamkeit: Diese Grundhaltung setzt sich als Ziel, das Wohlergehen von Individuen und Kollektiven zu nähren. Dies wird bei Entscheidungen berücksichtigt. Das mündet in Handlungen, die als Zusammenspiel in und mit der Organisation und Welt beschrieben werden können.

„Mit Wertschätzung Wert schöpfen“, Härtl-Kasulke, Belz Verlag 2017

Auch wenn organisationale Achtsamkeit nicht primär Gesundheitsfragen in Unternehmen adressiert, so kann ihre Implementierung in Unternehmen zur Reduzierung der Krankheittagen beitragen. Eine Übersichtspräsentation zu dem Thema kann hier heruntergeladen werden. Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.