Erst verstehen, dann verstanden werden

Dieser Satz stammt aus dem Buch von Stephen R. Covey „Die 7 Wege zur Effektivität“. Es handelt sich um den 5. Weg: Dieser Weg behandelt Kommunikationsstrategien. Häufig hört man nur zu, um zu antworten, nicht, um den anderen wirklich zu verstehen. Der 5. Weg vermittelt, wie man zuerst respektvoll zuhört, reflektiert und klärende Fragen stellt und dann erst die eigene Absicht und das persönliche Ziel vermittelt. Die Umsetzung dieses Weges führt zur Klarheit, Fokus und Wertschätzung in Organisationen und damit zu einem größeren Unternehmenserfolg.

Psychologie

Auch in der Psychologie werden zwei Haltungen von Diskussionsteilnehmer unterschieden, „Argumentieren, um zu verstehen“ und „Argumentieren, um zu gewinnen„. Die erste Haltung entspricht dem von Covey propagierten Prinzip. Die zweite Haltung scheint sich allerdings immer mehr Beliebtheit zu erfreuen. Viele Kommentare insbesondere in sozialen Medien sind dadurch gekennzeichnet, dass Menschen zwar (Schein-) Argumente für ihre Ansichten vorbringen, in erster Linie aber versuchen, ihre eigene Position als die einzig mögliche hinzustellen und Andersdenkende abzuwerten. Aufgrund von verschiedenen Untersuchungen (z.B. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27246257) wurde gezeigt, dass ein aufs Recht-Haben gerichteter Diskussionsstil uns die geäußerten Ansichten eher als „wahr“ oder „falsch“, weniger als Ansichtssache betrachten lassen. Wenn solche Argumentationsformen in sozialen Medien um sich greifen, kann dies die Annahme, es gebe immer objektiv richtige und falsche Antworten, verstärken. Und damit kann eine komplexe Welt plötzlich ganz einfach mit schwarz/weiß erklärt werden.

Franz von Assisi

Als weiteren Verfechter eines verständnisvollen Umgangs miteinander möchte ich noch Franz von Assisi ins Feld führen. Auch er hat sich dem Thema Kommunikation gewidmet. In seinem Friedensgebet bittet er das Geheimnis des Friedens zu erfahren. Er glaubt selbst verstanden zu werden, wenn er andere tief und ehrlich zu verstehen versucht. Es ist also wichtig, sich um das Verständnis anderer zu bemühen, dann erfährt man Frieden. 

Meine Empfehlung

Es ist bis heute eine umstrittene philosophische Frage, ob es immer objektiv richtige, unbestreitbare Wahrheiten gibt. In der digitalen und analogen Welt, in der Familie, im Freundeskreis und im Beruf ist aber ein verständnisvoller und respektvoller Umgang mit anderen Meinungen in der Kommunikation miteinander von zentraler Bedeutung. Menschen sind unterschiedlich, handeln aus verschiedensten Motiven, Verletzungen und Gekränktheiten, dies gilt es dies gilt es wahrzunehmen, anzuerkennen und zu berücksichtigen.  Also gebt in Zukunft eurem Gegenüber Mitgefühl und Verständnis und ihr werdet Mitgefühl und Verständnis zurückbekommen. Es heißt nicht umsonst, „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus“.

Mut tut gut

„Mut ist die Tugend, die für Gerechtigkeit eintritt.“
(Cicero 106-43 v.Chr.)

Man könnte auch sagen, Mut ist, wenn man sich trotz Unsicherheit und Angst für ein moralisch lohnenswertes Ziel einsetzt. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Mut eine wichtige Voraussetzung für unsere Zufriedenheit ist, es darf allerdings nicht in Draufgängertum ausarten. Mutige Menschen haben auch Angst, das Vertrauen in das eigene Können überwiegt aber. Wenn wir spontanen Gefühlen oder moralischen Überzeugungen folgen, überwinden wir unsere Furcht vor Risiken leichter. Das kann dann zur Zivilcourage führen.
(siehe auch Gehirn&Geist Nr. 09/2018, Die Kunst der Selbstüberwindung)

Daher meine Empfehlung: „Seid mutig.“

Mut zu mehr Selbstmitgefühl

Ich bin auf einen Artikel (Gehirn&Geist Ausgabe 08/2018) über Kirstin Neff aufmerksam geworden, der mich sehr beeindruckt hat. Sie ist eine US-amerikanische Psychologin, die sich der Erforschung von Selbstmitgefühl widmet. Der Begriff Selbstmitgefühl bedeutet, dass man sich selbst auch und gerade bei Fehlern und Misserfolgen genauso gütig und verständnisvoll behandelt, wie man sich zum Beispiel einem guten Freund gegenüber verhalten würde. Selbstmitgefühl stärkt unsere psychische Widerstandsfähigkeit (Resilienz). Menschen mit einem hohen Selbstmitgefühl sind weniger anfällig für Depressionen und Burn-out und besser in der Lage Rückschläge zu verkraften. Menschen mit wenig Selbstmitgefühl wenden hingegen mehr Energie für negative Gefühle und weniger für die Lösung tatsächlicher Probleme auf. Selbstmitgefühl fördert sogar die Motivation und spornt dazu an, nach einer Niederlage weiterzumachen.

Aber Vorsicht, Selbstmitgefühl ist kein Selbstmitleid und es ist nicht sich-gehen-lassen. Es ist auch nicht mit Selbstwertgefühl gleichzusetzen. Selbstwertgefühl kann zu Narzissmus ausarten, von Selbstmitgefühl kann man nach heutigem Erkenntnisstand nicht genug haben.

Eine ihrer empfohlenen Übungen zum Training von Selbstmitgefühl, ist sich selbst wie einem guten Freund zu begegnen. Es gibt dort noch mehr Übungen, jeder Mensch ist anders, finde heraus welche Übung für Dich am besten passt. http://selfcompassion.org/category/exercises

Werde Dir also bewusst, dass Selbstablehnung und Selbstkritik Dir nicht helfen Deine Ziele zu erreichen.

Üben bedeutet nicht Proben

Wir benutzen das Wort „Übung“ (oder „Praxis“), um das Entwickeln der Achtsamkeit zu beschreiben. Achtsamkeit zu üben bedeutet, dass wir uns in jedem Augenblick vollständig dem Gegenwärtigsein verpflichten. Wir versuchen nicht, irgendetwas zu verbessern oder irgendwohin zu gelangen. Wir streben nicht einmal nach besonderen Einsichten oder Visionen. Wir zwingen uns auch nicht, nicht urteilend, ruhig oder entspannt zu sein. Und ganz sicher geht es uns nicht darum, unser Selbstbewusstsein zu stärken oder uns in intensiver Beschäftigung mit uns selbst zu ergehen. Vielmehr laden wir uns selbst dazu ein, uns in völligem Gewahrsein mit diesem Augenblick zu verbinden in der Absicht, so gut wir können, hier und jetzt Ruhe, Achtsamkeit und Gleichmut zu verkörpern.

(frei nach Jon Kabat-Zinn, „Im Alltag Ruhe finden“)

Aufmerksamkeit auf den Atem

Richte Deine Aufmerksamkeit einen vollständigen Atemzug lang auf Deinen Atem. Verfolge, wie die Luft in Deinem Körper einströmt und ihn wieder verlässt. Halte Deinen Geist offen und frei für diesen einen Augenblick, für diesen einen Atemzug. Lasse alle Vorstellungen darüber los, dass Du irgendwo hinkommen willst oder dass irgendetwas geschehen sollte. Kehre einfach immer wieder zu Deinem Atem zurück, wenn Dein Geist abschweift, und reihe Augenblicke der Achtsamkeit aneinander, Atemzug um Atemzug. Probiere dies hin und wieder aus, in Deinem Alltag oder während Du Dich auf dieser Webseite informierst.

(frei nach Jon Kabat-Zinn „Im Alltag Ruhe finden“)

Innehalten als Orientierungshilfe

Halte hin und wieder im Laufe des Tages inne und werde Dir Deines Atems bewusst. Dazu reichen fünf Minuten oder sogar nur fünf Sekunden. Lass alles los und akzeptiere den Augenblick voll und ganz, einschließlich dessen, wie Du Dich fühlst und wie Du das Geschehen wahrnimmst. Versuche in solchen Augenblicken absolut nichts zu verändern. Atme einfach und lass los. Löse Dich von der Vorstellung, dass in diesem Augenblick irgendetwas anders sein sollte. Gib Dir in Deinem Geiste und in Deinem Herzen die Erlaubnis, diesen Augenblick genau so sein zu lassen, wie er ist. Und gestehe Dir ebenfalls zu, genau so zu sein, wie Du bist. Wenn Du Dich bereit fühlst, dann bewege Dich in die Richtung, in die Dich Dein Herz führt, und tu dies achtsam und entschlossen.

(frei nach Jon Kabat-Zinn „Im Alltag Ruhe finden“)

Das ist es

Rufe Dir von Zeit zu Zeit in Erinnerung: „Das ist es.“ Untersuche, ob es irgendetwas gibt, worauf dieser Satz nicht zutrifft. Erinnere Dich immer wieder daran, dass das Akzeptieren des gegenwärtigen Augenblicks nichts damit zu tun hat, angesichts dessen was geschieht, zu resignieren. Gemeint ist lediglich, klar zu erkennen und anzuerkennen, dass das, was geschieht, geschieht. Diese akzeptierende Haltung schreibt Dir nicht vor, was Du tun solltest. Was als Nächstes geschieht, zu welcher Handlung Du Dich entschließt, muss aus Deinem verstehen des Augenblicks erwachsen. Du könntest versuchen, aus einem tiefen Wissen um jenes „Das ist es“ heraus zu handeln. Wie beeinflusst dies Deine Entscheidung für bestimmte Vorgehensweisen und Reaktionen? Ist es Dir möglich, Dich in die Betrachtung dessen zu versenken, dass dies tatsächlich die beste Jahreszeit, der beste Augenblick Deines Lebens ist? Wenn es so wäre, was würde es für Dich bedeuten?

(frei nach Jon Kabat-Zinn „Im Alltag Ruhe finden“)

Vor dem Stress Luft verschaffen

Lerne loslassen, das ist der Schlüssel zum Glück. (Dalai Lama)

Eine Möglichkeit den Kopf für die Meditation freizubekommen, ist die Technik des „Päckchen packen“.

Setz dich wie üblich zur Meditation in deine bevorzugte Sitzhaltung und schließe die Augen. Nimm wahr, was dir jetzt alles durch den Kopf geht. Gibt es dabei Dinge, die dich besonders beschäftigen, die du auf keinen Fall vergessen möchtest und die du nach der Meditation weiterverfolgen möchtest? Wähle davon die wichtigsten Themen aus und beginne sie sorgfältig zu verpacken. Lass dich von deiner Phantasie  bei der Auswahl der Verpackung inspirieren. Wenn alles gut verpackt ist, verstaue das Paket sicher, so, dass du es nach der Meditation wieder unversehrt zurückholen kannst. Wenn du das Gefühl hast, dass alles gut und sicher untergebracht ist, kannst du Deine Aufmerksamkeit unbeschwert auf deinen Atem richten und das Gefühl der Freiheit genießen.

Du kannst auch unabhängig von einer Meditationsvorbereitung diese Technik anwenden, wenn du zum Beispiel mal etwas Abstand zu einem Thema brauchst, kannst du es auch verpacken und für eine Zeit sicher verstauen.